Schadet eine Vermögensteuer der Wirtschaft?

Vermögensteuer und Wirtschaftskraft

Oft hört man: Eine Vermögenssteuer schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland / kostet Arbeitsplätze oder Wirtschaftskraft

Doch das stimmt nicht. Große Vermögen sind meist an den Finanzmärkten angelegt, oft in spekulativen Anlagen wie Aktienfonds oder gar Hedgefonds. Dann stehen sie nicht dem „primären“ Wirtschaftskreislauf (Produktion, Konsum) zur Verfügung. Wenn ein Vermögender Aktien kauft, hat das in der Regel keine Auswirkungen auf den Wirtschaftskreislauf; für ein Unternehmen ist es egal, wenn der Besitzer seiner Aktien wechselt (Ausnahme: Kauf von neu ausgegeben Aktien).

Überschüssiges Kapital, das in Finanzanlagen fließt, kann sogar negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, wenn Spekulationsblasen entstehen, deren Platzen eine Finanz- und Wirtschaftskrise auslösen kann (Platzen der Dotcom-Blase 2001ff; Platzen der Immobilienblase 2008).

Wenn große Vermögen besteuert werden, fließt dieses Geld in der Regel über steuerliche Investitionen in die Wirtschaft (eine sinnvolle staatliche Investitionspolitik vorausgesetzt) und kurbelt damit das Wachstum an und schafft Arbeitsplätze (z.B. im Straßenbau oder in Schulen). Da die dort Beschäftigten in der Regel das verdiente Geld bald wieder für Konsum ausgeben, bleibt es im Wirtschaftskreislauf und sichert somit weitere Arbeitsplätze. Investitionen etwa in die Infrastruktur und Bildung schaffen auch die Grundlage für einen langfristig starken Wirtschaftsstandort.

Fazit: Für die Wirtschaftskraft eines Landes sind gute staatliche Investitionen, die mit einer Vermögenssteuer geleistet werden können, sinnvoller als eine Anlage in Finanzprodukte.

Natürlich ist auch denkbar, dass große Vermögen in produktive Anlagen fließen, was auch einen guten Effekt für die Wirtschaftskraft hätte. Tatsächlich ist die derzeitige Investitionsquote derzeit im historischen Vergleich ziemlich gering, während sehr viel Vermögen in unproduktiven oder gar schädlichen Finanzanlagen steckt. Grund dafür sind die eher schlechten Renditeerwartungen bei Direktinvestitionen. Spekulative Finanzinvestitionen versprechen oft höhere Renditen. Dies liegt auch an der allgemeinen Nachfrageschwäche: Wenn Privatmenschen sparen (was derzeit der Fall ist) und der Staat keine Mittel hat, die Konsumlücke auszufüllen, dann investiert auch niemand in neue Produktionskapazitäten.

Einnahmen aus einer Vermögenssteuer könnten die Mittel bereitstellen, dass der Staat über seine Investitionen neue Nachfrage schafft und das Wirtschaftswachstum so ankurbelt.